Als Kunsttherapeut verstehe ich mich als eine Art Hebamme für die Werke, welche meine Klienten zur Welt bringen. In diesem Zusammenhang weise ich auf ein Buch von
Bettina Egger hin: »Träume malen und verstehen«. Sie beschreibt dort diese Haltung den Gestaltenden und ihren Werken gegenüber. Verdeutlichen mag den Zauber kunsttherapeutischer Arbeit auch meine
Selbstbehandlung im Laufe meines eigenen Heilungsweges.
Ich werde beeindruckt und habe das Bedürfnis nach Ausdruck. Ich bin Einflüssen ausgesetzt und ich beeinflusse. Kunsttherapie liefert mir dazu Gelegenheit, das jedem Menschen innewohnede Gestaltungs-Vermögen entdecken zu lassen, es zu entfalten und zu nutzen.
Dieser ständige wechselwirkende Prozess zwischen Eindruck und Ausdruck am Werk ist letztlich auch das, was in der Kunsttherapie die gestalteten Werke zu den »eigentlichen« Therapeuten macht. Alles, was wir tun, machen wir, um Qualitäten zu entdecken, die über das reine Überleben hinausgehen.
Wir üben das Erleben im PROBE-HANDELN am Werk - für den Alltag außerhalb des kunsttherapeutischen Ateliers.
In der Kunsttherapie gibt es keine Rezepte, weder von den meisten Krankenkassen für eine ambulante Behandlung noch bestimmte »Rezepte« zur Behandlung bestimmter Störungsbilder mit bestimmten Aufgaben. Wie jede »Erkältung« ganz persönliche Ausprägungen aufweist, wird die individuelle Betroffenheit wie in jeder Psychotherapie im Vordergrund stehen. Man mag es vorziehen, diese »Verschnupftheit« so schnell wie möglich loszuwerden. Sich »erkalteten« Beziehungen oder Gefühlen zu stellen, dieser Aufgabe gehen viele Menschen aus dem Weg. Oder, dass ein uneingestandenes Pausenbedürfnis (weil »Nase voll«) als Smptom eines auf das Funktionieren getrimmten Organismus nach und nach stärkere Geschütze (im Sinne von »geschützt« werden vor weiteren Verrichtungen) aufzufahren vermag. Dass ich an meinem Wesenskern vorbei lebte, wurde mir selbst durch drastische Hinweise meines Organismus bewusst (siehe gern meine
kunsttherapeutische Selbstbehandlung).